Leute mitnehmen

Transformationen sind immer stressig für Organisationen. Neben dem Tagesgeschäft muss auch noch Zeit (und Geld) in die Weiterentwicklung investiert werden, wobei das Kerngeschäft natürlich nicht leiden darf.

Nicht selten hört man dann in Workshops die Worte „dann müssen wir Team X noch mitnehmen“ oder „Wir dürfen nicht vergessen Team Y abzuholen“. 

Dahinter steckt ein gefährlicher Gedanke, den ich mal ein wenig zuspitze: 

Diese Wortwahl degradiert Mitarbeiter*innen zu bloßen Opfern der Transformation. Die Veränderung wird ihnen angetan, ohne dass sie mitzubestimmen hätten. Sie sollen weiter in ihren behaglichen Silos arbeiten, bis die Expert*innen mit ihren Vorgesetzten die Zukunft unter sich ausgemacht haben und sie eben „abholen“. 

Aber warum sollte das so sein? Sind Deine Leute nicht fähig, selbst den besten Weg in der Transformation zu finden. Musst Du es Ihnen genau zeigen und darauf achten, dass sie keinen Quatsch machen?

Vermutlich sind das nicht Deine Gedanken. Wahrscheinlich hast Du eher schon die Erfahrungen gemacht, dass Deine Leute nicht von selbst mitziehen, dass Veränderungen ausgesessen werden und im allgemeinen wenig Interesse daran zu bestehen scheint.

Damit haben wir jetzt aber ein Dilemma:  

Deine Mitarbeiter*innen sind Experten auf ihrem Gebiet, Wissensarbeiter*innen, die mehr über ihre Arbeit verstehen als ihre Chefs. Deshalb kann es gar nicht die Aufgabe dieser Chefs sein, ihre Leute nach getaner Transformationsplanung irgendwo abzuholen. 

Du brauchst diese Expert*innen von Anfang an, um die passenden Transformationsschritte zu definieren und im iterativen Heranarbeiten Zwischenziele zu definieren. Es ist ja auch ihr ureigenstes Interesse, ihre eigene Arbeitsumgebung weiterzuentwickeln und zukunftsfit zu machen.

Trotzdem bist Du vielleicht in einer Situation, in der scheinbar nichts vorangeht und alle auf ihren abgesteckten Claims beharren – sind vielleicht doch Deine Leute schuld? Hast ausgerechnet Du, die dummen und ignoranten erwischt?

Das ist eher unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass Deinen Leuten gar nicht klar ist, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Wie das Big Picture aussieht, in dem die Änderungen notwendig sind. 

Ein weiteres übliches Problem ist Überlastung. Deine Expert*innen sind für eine bestimmte Tätigkeit eingestellt, die sie häufig bereits voll auslastet (oder schlimmstenfalls bereits überlastet). Gute Wissensarbeit benötigt aber Freiraum. Schaut zusammen ganz kritisch hin, welche Aufgaben am wenigsten Mehrwert liefern. Seid mutig und kürzt diese radikal zusammen. Je nach Eurer Timeline benötigen Deine Leute mindestens 10% bis 30% ihrer Zeit für die Transformation.

Schließlich sind es oft organisatorische Hürden, die der Veränderung im Weg stehen. Hier ist die Kernkompetenz der Führungskraft. Beseitige die Hürden, die Deine Leute zurückhalten.

Es geht also nicht darum, Deine Leute abzuholen. Bahne Ihnen statt dessen den Weg. In drei „einfachen“ Schritten: 

Schritt 1: Vision klären – plant hier am besten ein paar Iterationen ein, bis es für alle stimmig ist. 

Schritt 2: Freiräume schaffen – wer schon 120% gibt, kann nicht noch 30% in die Transformation stecken.

Schritt 3: Hindernisse aus dem Weg räumen – das ist tatsächlich die Kernaufgabe der Führungskräfte. Kriegt raus, was Eure Leute abhält und beseitigt das Hindernis.

Klingt einfach, verlangt aber ein gewisses Durchhaltevermögen, um es umzusetzen. Gerne unterstütze ich Deine Organisation bei Deinem Transformationsvorhaben. 🙂 

Dein Team abholen? Hör damit auf!

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